Pfarrhaus Boecke: Landkreis droht mit Zwangsgeld

Märkische Allgemeine (MAZ), 15. Januar 2013
Landkreis droht mit Zwangsgeld
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Die neue Besitzerin des Boecker Pfarrhauses soll in sechs Monaten Fachwerk und Dachstuhl sanieren
http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/12453823/60889/Die-neue-Besitzerin-des-Boecker-Pfarrhauses-soll-in.html

BOECKE – 20 Jahre Leerstand hätten aus dem Boecker Pfarrhaus beinahe eine Ruine gemacht. Erst als die Potsdamerin Gunhild Haderlein ihr Herz für das 300 Jahre alte Fachwerkhaus entdeckte, sollten Verfall und Plünderungen ein Ende haben.

„Ich will das ehrwürdige Gebäude so originalgetreu wie möglich dem Dorfbild erhalten“, berichtet die Eigentümerin. Doch so schnell, wie es die Untere Denkmalschutzbehörde von Gunhild Haderlein verlangt, lässt sich die marode Bausubstanz nicht sanieren. In einem Bescheid vom 3. Januar 2013 wurden der Besitzerin 13 Maßnahmen auferlegt, die sie bis Ende Juni abzuarbeiten hat. Für jede nicht erledigte Arbeit drohen 1000 Euro Zwangsgeld. Alles soll von einem Holzschutzsachverständigen dokumentiert werden. Ansonsten sind weitere 2000 Euro fällig.

Für Gunhild Haderlein ein Unding. Nach einjährigem Tauziehen erteilte ihr der Kreis im April 2012 die Baugenehmigung zur Rettung des Einzeldenkmals. Grundlage sind unter anderem ein Holzschutzgutachten und ein bauhistorisches Gutachten. In fünf Monaten schaffte sie es, die ersten drei Räume im Erdgeschoss bezugsfertig zu sanieren. Decken, Fußböden und Wände waren in einem desolaten Zustand. Giebel und Frontseite erhielten von innen ein zweites Fachwerk – zur besseren Isolierung und aus statischen Gründen. Die Gefache wurden mit Lehmbausteinen ausgemauert – wie das Original. Gunhild Haderlein und ihr Partner Jens Schlüter, ein Architekt und Lehmbauer, arbeiten vor allem mit vorhandenem Material.

Im September 2012 gab es eine Teilabnahme durch die kreisliche Bauaufsicht. Gunhild Haderlein verlegte ihren Lebensmittelpunkt nach Boecke. Mit den ersten drei Räumen zog wieder Leben in das verwaiste Pfarrhaus ein. Für Ortsvorsteher Manfred Matthies eine tolle Leistung in kurzer Zeit. Das Pfarrhaus befindet sich neben der gerade sanierten Dorfkirche. „Wir haben als Kommune großes Interesse, dass das Gebäude erhalten bleibt“, so Matthies.

Genau das Gegenteil könnte passieren, wenn sich Denkmalschützerin Dagmar Aehlich mit ihrem Bescheid durchsetzt. „Statt Ratschläge zu geben, droht Frau Aehlich mit Strafen“, beklagt sich Gunhild Haderlein bitterlich. Es sei fachlich unsinnig, Holzarbeiten über den Winter zu verlangen. Auch finanziell könne sie den auferlegten Zeitplan nicht einhalten. Zwangsgelder würden die schrittweise Sanierung nur unmöglich machen. Gunhild Haderlein spricht von Willkür, denn normalerweise bleiben nach der Baugenehmigung sechs Jahre Zeit für die Realisierung.

Der Landkreis stellt auf das Holzschutzgutachten ab. Der Zustand des Denkmals würde sich in kurzer Zeit erheblich verschlechtern, deshalb sei die Baugenehmigung zügig umzusetzen, verteidigt Fachdienstleiter Gernot von Arend, Vorgesetzter von Dagmar Aehlich, den Bescheid seiner Mitarbeiterin. Lediglich über die Höhe der Zwangsgelder ließe sich reden. Wer ein Denkmal erwirbt, müsse sich vorher sehr gut überlegen, ob er seiner Erhaltungspflicht tatsächlich nachkommen kann, so von Arend. Pfarrhausbesitzerin Haderlein hat über ihren Anwalt Widerspruch gegen den Bescheid eingelegt. Eine juristische Auseinandersetzung ist wohl nicht mehr abzuwenden. (Von Frank Bürstenbinder)

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