MAZ über unbequemes Denkmal Gräben

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Vom langen Weg bis zur Baugenehmigung
Unbequemes Denkmal
von Ann Brünink
Artikel veröffentlicht: Montag, 09.09.2013 09:44 Uhr

Am Tag des offenen Denkmals haben Jutta und Eberhard Seidel ihr Mühlenensemble am Verlorenwasserbach in Gräben vorgestellt. Unter großen Schwierigkeiten bauen sie das betagte Objekt zu einem Ferienquartier um.

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Foto: Georg Seidel führt eine Besuchergruppe durch das ehemalige Mühlenensemble.
Quelle: Ann Brünink

Gräben. „Zum Landesdenkmalamt haben wir einen guten Draht“, sagt Eberhard Seidel, dem gemeinsam mit seiner Frau Jutta das Mühlenensemble in Gräben gehört. Da fährt wie aufs Stichwort Georg Frank auf den Hof, Dezernatsleiter in genau diesem Amt. Obwohl nicht direkt mit dem Vorgang befasst, wollte er sich selbst ein Bild machen von den Gegebenheiten vor Ort. Der Mann vom Amt ist Feuer und Flamme für alles, was er auf dem Anwesen sieht. Den Mühlenbach hört man zwar Rauschen, man sieht ihn aber nicht. In den 1950er Jahren habe man den Bach eingerohrt, erklärt Seidel. Erst dort, wo sich früher zwischen der Wassermühle und dem Sägewerk zwei Mühlräder drehten – die Sägemühle wurde tagsüber betrieben, die Wassermühle nachts – kommt das Wasser wieder ans Tageslicht.

Eberhard Seidel träumt davon, den Bach zu öffnen und wenigstens ein Mühlrad wieder zu installieren. Die Technik der Wassermühle sei weitgehend erhalten geblieben, so dass man eventuell später mal Führungen mit der Wassermühle in Aktion durchführen könnte. Doch diese Pläne werden sich nicht so leicht realisieren lassen. Denn der Mühlenbach gehört der Gemeinde, die Sägemühle hat ein Geschäftsmann aus Brandenburg an der Havel gekauft und die Wassermühle gehört seit 1910 der Familie von Jutta Seidel, die hier ihre Kindheit verbracht hat. Ihr Großvater hat 1949 Wohnhaus, Hof und Wassermühle seiner Tochter Irene Seeger, der Mutter von Jutta Seidel, übereignet. Ein kluger Schachzug, denn obwohl die Wassermühle zu DDR-Zeiten von mehreren Betrieben genutzt wurde, konnte das Anwesen über die gesamte DDR-Zeit hinweg im Privatbesitz der Familie bleiben.

Jutta Seidel ist Erbin des Anwesens. Was tun?, fragten sich die Berliner Zahnärztin und ihr Mann, ebenfalls Arzt in Berlin. Es gab drei Möglichkeiten: Das Anwesen verkaufen. Doch das hätte Jutta Seidel nicht übers Herz gebracht. Es seinem Schicksal überlassen und so dem Verfall preisgeben war auch keine Lösung. Also blieb nur noch die Sanierung übrig. Geplant ist der Umbau des Gebäudes, um es anschließend als Unterkunft für Feriengäste und privates Wohnen nutzen zu können. Geplant sind zwei hochwertige Ferienzimmer mit Bad und Gemeinschaftsküche im Erdgeschoss des Wohnhauses, sowie eine Ferienwohnung im Wohntrakt der Wassermühle.

Seitdem sie sich zu diesem Schritt entschlossen haben, können Jutta und Eberhard Seidel das Grimmsche Märchen „Von einem der auszog, das Fürchten zu lernen“ neu schreiben. „Wenn man ein Denkmal kauft, muss man Auflagen in Kauf nehmen“, wurde der Erbin des Anwesens behördlicherseits vorgehalten. „Die haben bis heute nicht begriffen, dass dies mein Elternhaus ist, das erst 2010 zum Denkmal erklärt wurde“, empört sich Jutta Seidel. Drei Jahre habe man auf die Bewilligung des Bauantrages warten müssen. Die Untere Denkmalbehörde habe sie mit Auflagen überzogen, die nicht immer Sinn gemacht haben. So planten Seidels die Fassade des Wohnhauses nach historischem Vorbild zu gliedern. Doch nach Vorgabe der Denkmalschutzbehörde muss der Kratzputz erhalten bleiben, der in den 1960er Jahren aufgebracht worden ist.

Von Ann Brünink

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