Wenn das Denkmal zur Last wird

Wenn das Denkmal zur Last wird

von  Beatrice George

Im Landkreis Potsdam-Mittelmark droht mehreren hundert historischen Gebäuden der Verfall

Potsdamer Neueste Nachrichten (PNN) 19.03.2008
http://www.pnn.de/pm/8338/

Potsdam-Mittelmark – Die Turmuhr der Kirche von Schäpe bei Beelitz ist schon lange stehengeblieben. Großflächig bröckelt der Außenputz von dem über 180 Jahre alten klassizistischen Baudenkmal. Noch stärker verfällt der über 100 Jahre alte denkmalgeschützte Ringbrennofen der stillgelegten Reetzer Ziegelei bei Wiesenburg. Das Mauerwerk zeigt Risse, und der Schornstein neigt sich wie der schiefe Turm von Pisa.

So geht es zahlreichen der über 1000 eingetragenen Denkmalen des Landkreises Potsdam-Mittelmark. Mehrere hundert werden in den nächsten Jahren dazukommen, schätzt Gernot von Arend, der Leiter der Denkmalschutzbehörde des Landkreises. Um die Bauten mit historischem Wert zu retten, stellt der Landkreis jetzt regelmäßig seine „Denkmale in Not“ im Internet vor und hofft, Retter für die Bausubstanz zu finden.

Den Anstoß dafür gab ein Abrissantrag, den die Eigentümer eines Fachwerkwohnhauses in Wiesenburg bei der Behörde stellten, weil sie das seltene Wohn-Stall-Haus aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts nicht aus eigenen Mitteln erhalten können. „Leider gibt es keine Interessenten für das Gebäude“, sagt Arend. Grund dafür seien die Sanierungskosten in sechsstelliger Höhe sowie das Problem, ein tragfähiges Nutzungskonzept für das Gebäude mit geringer Deckenhöhe zu finden.

Das eingeschossige Haus steht beispielhaft für den drohenden Verfall vieler denkmalgeschützter Wohnhäuser des Landkreises. „Hier wird uns der demografische Faktor künftig vor eine große Herausforderung beim Erhalt dieser Häuser stellen“, sagt Arend. Viele historische Wohnhäuser werden von älteren Menschen bewohnt, doch nach ihrem Tod kümmern sich in vielen Fällen die Erben nicht darum. Durch den Wegzug vieler junger Menschen aus den ländlichen Gebieten stehen immer mehr dieser Häuser leer. „Wenn der Leerstand erst einmal da ist, dann entstehen schnell Schäden an Dach und Mauerwerk und somit auch ein weiteres ,Denkmal in Not““, sagt Arend.

Obwohl das Problem ein landesweites ist, variiert die Konzentration von gefährdeten Denkmalen regional. „Während wir beispielsweise in Kleinmachnow kaum leerstehende denkmalgeschützte Wohnhäuser haben, vergrößert sich das Problem zunehmend, je weiter man sich südlich von Berlin umschaut“, beschreibt Arend. Niemegk, Treuenbrietzen, Belzig sowie Ziesar hätten weitaus größere Probleme mit dem Substanzverfall als Orte im Speckgürtel um Berlin.

Nun setzt der Landkreis Potsdam-Mittelmark unter anderem auf eine Förderpolitik für die Denkmalsanierung, die Impulse für die regionale Wirtschaft und den Tourismus geben soll. Etwa 200 000 Euro Fördermittel könne der Landkreis jährlich dafür vergeben, sagt Arend. Die denkmalgerechte Sanierung von insgesamt 58 Objekten für insgesamt 1,6 Millionen Euro wurde mit diesem Geld unterstützt. 2008 sollen etwa 40 Denkmale mit Investitionen von 2,2 Millionen Euro saniert werden. Auch 2009 sei mit dieser Summe zu rechnen. „Die mittelfristige Finanzplanung gibt uns die Möglichkeit, Sanierungsprozesse anzuschieben und zu verfolgen“, sagt Arend. Mit 50 000 Euro aus Landesfördermitteln sowie vom Landkreis Potsdam-Mittelmark konnten beispielsweise im vergangenen Jahr die denkmalgeschützten Fabrikhallen des ehemaligen Vulkanfiberwerks in Werder (Havel) hergerichtet werden. Jetzt werden diese als Winterlager für Boote sowie Bootsreparaturen genutzt. Insgesamt stellte das Land Brandenburg 2007 rund 40 Millionen Euro für den Denkmalschutz als Ko-Finanzierung zur Verfügung.

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