Denkmal-Eigentümer: Protest gegen Landratsamt

Bürger auf den Barrikaden

Denkmal-Eigentümer organisieren Protest gegen Landratsamt Bad Belzig

MAZ (Belzig) 13.2.2013
http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/12469425/60889/Denkmal-Eigentuemer-organisieren-Protest-gegen-Landratsamt-Bad-Belzig.html

ZIESAR – Baustopps, Auflagen, Nachforderungen, Zwangsgelder. Sie haben ihre Erfahrungen mit der Unteren Denkmalschutzbehörde gemacht. Und diese sind nicht eben schmeichelhaft für das Landratsamt Bad Belzig. Unzufriedene Hauseigentümer aus dem Amt Ziesar haben darum jetzt eine Bürgerinitiative mit dem Namen „denk mal! Potsdam-Mittelmark“ gegründet.

Die Mitglieder, die denkmalgeschützte Immobilien unter anderem in Ziesar, Buckau, Boecke und Gräben besitzen, treten nach eigenen Angaben für eine bürgernahe und denkmalfreundliche Neuorientierung des Denkmalschutzes im westlichen Teil von Potsdam-Mittelmark ein. „Wir wünschen uns endlich eine qualifizierte Fachbehörde mit Herz und Verstand, die uns Denkmalbesitzer als Partner betrachtet. Statt dessen werden wir eingeschüchtert, entmutigt und mit Zwangsgeldern überzogen“, beschreibt Gunhild Haderlein die Stimmung.

Die Eigentümerin des Boecker Pfarrhauses kann selbst ein Lied vom inzwischen juristischen Tauziehen mit der Denkmalschutzbehörde singen. Sie soll ausgerechnet über den Winter den Dachstuhl ihres barocken Fachwerkhauses herrichten. Schafft sie es in sechs Monaten nicht, drohen ihr tausende Euro Zwangsgeld.

Dass sich die Kritik vor allem im Amt Ziesar potenziert, hat einen Grund. Dort wie im Amt Wusterwitz und in der Gemeinde Wiesenburg/Mark ist die untere Denkmalschutzbehörde durch Baudenkmalpflegerin Dagmar Aehlich vertreten. Ihr sagen Kritiker ein barsches, überhebliches und äußerst unfreundliches Auftreten nach, mit dem sie selbst vor Bauherren, Firmenchefs und Architekten nicht zurückschreckt. Es gibt inzwischen gestandene und der MAZ bekannte Handwerksmeister, die auf Aufträge verzichten, wenn es sich um ein denkmalgeschütztes Objekt in der Region handelt.

Solche Erfahrung gibt es nicht minder in der Gemeinde Wiesenburg/Mark. Mehr als drei Jahre hat es gedauert, bis die von der Stiftung Denkmalschutz und vielen Privatspendern unterstützte Sanierung des Torhauses an der Marienkirche im Ortskern endlich vonstatten gehen konnte. Pfarrer Martin Zinkernagel stöhnte, wenn er von Kraft, Zeit und Nerven sprach, die ihm allein dieses Vorhaben gekostet hat. In der „Perle des Flämings“ hatte dennoch bislang niemand den Mut, den Konflikt offen auszutragen. Dort wird auf Konversation hinter den Kulissen gebaut.

Eines der Ergebnisse ist der Zustand der sogenannten Roten Villa. Seit 2006 ringt dort Investor Axel Ranke um den Umbau, damit dort kein geringerer Mieter als die VR-Bank Fläming einziehen kann. In den sieben Jahren hat sich kein Kompromiss gefunden. Lieber gibt die Aufsichtsbehörde das ortsbildprägende Gebäude dem Verfall preis.

In der Kreisverwaltung lässt man die personenbezogene Kritik nicht gelten. Aehlichs Vorgesetzter Gernot von Arend stärkte in der Vergangenheit seiner Kollegin stets den Rücken und stellte jeden heiklen Fall auf die Gesetzeslage ab. Auch im Fall des Boecker Pfarrhauses hält von Arend persönliche Kritik für unangemessen. „Wer ein Denkmal erwirbt, muss sich vorher gut überlegen, ob er seiner Erhaltungspflicht nachkommen kann“, so von Arend.

Mit diesen Allgemeinplätzen fühlen sich die Mitglieder der Bürgerinitiative jedoch allein gelassen. Betroffene zitieren gern Baudenkmalpflegerin Dagmar Aehlich mit den Worten: „Wir sind keine Beratungsbehörde, wir sind Genehmigungsbehörde.“ Was schon allein dem Selbstverständnis der Kreisverwaltung, die sich gern als bürgernahe Behörde sieht, widerspricht.

Informationen im Internet: www.denk-mal-pm.de (Von Frank Bürstenbinder und René Gaffron)

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