Ein Umdenken ist von Nöten

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Verfall unter Schutz

Das einstige Forsthaus in Wulkow erweist sich als Ladenhüter: Denkmal-Status schreckt Interessenten ab

WULKOW – Gut 20 Jahre Leerstand, viele gescheiterte Verkaufsverhandlungen und fortschreitender Verfall – jetzt reicht es dem Wulkower Ortsbeirat. Das Gremium fordert, den Denkmalschutz-Status des früheren Forsthauses im Ortszentrum aufzuheben. Das Haus sei ein Schandfleck, sagt Ortsvorsteher Ronny Merkert.

Nach einem Gespräch mit Neuruppins Bürgermeister Jens-Peter Golde, Stadtentwicklungsdezernent Arne Krohn und Bauamtsleiterin Marga Reinus hat Merkert seit gestern Vormittag Hoffnung: Die Vertreter der Stadtverwaltung wollen klären lassen, ob die vom Ortsbeirat gewünschte Änderung möglich ist – mit einem entsprechenden Antrag an die Denkmalschutzbehörde des Kreises.

Dass deren Mitarbeiter das Haus einfach freigeben, darf allerdings bezweifelt werden. Denn das Gebäude gilt als baugeschichtliches Zeugnis der „engen Verbindung von gutsherrschaftlicher Land- und Forstwirtschaft“. Es war einst als Forsthaus des früheren Wulkower Rittergutes errichtet worden und gehört zu einer ganzen Reihe geschützter einstiger Gutsgebäude im Ort. Torsten Nölting, Leiter der Denkmalschutzbehörde, schließt eine Freigabe des Forsthauses aus. Es bleibe geschützt, solange es stehe, lässt er auf Nachfrage ausrichten.

Liebhabern alter Bausubstanz erschließt sich bei einem Blick auf das alte Gemäuer durchaus noch dessen Charme. Die symmetrisch gegliederte Ziegelfassade, das verwilderte Eckgrundstück mit 2000 Quadratmetern Raum für Fantasie – wer investieren kann, findet an dem Objekt vielleicht seine Freude.

Wer sofort einziehen will, muss es zugig mögen: Das Haus, das nach hinten versetzt und damit nicht direkt an der Fahrbahn steht, ist mit undichtem Dach und teils zerschlagenen Fensterscheiben Wind und Wetter ausgesetzt – und sieht dementsprechend aus. Es bedürfe „einer umfassenden Sanierung und Modernisierung“ – so formuliert es die Neuruppiner Stadtverwaltung im Exposé zur Immobilie, die seit Monaten zum Verkauf steht und sich als Ladenhüter erweist.

Am Preis liegt es nicht. 36 000 Euro soll der stattliche Bau mit 175 Quadratmetern Wohnfläche kosten – und ist damit fast ein Schnäppchen. Einziger Haken scheint der Denkmalschutz zu sein. Eine Sanierung ist mit Auflagen verbunden, alle Arbeiten würden von Hütern der historischen Substanz überwacht. Ein Abriss ist unmöglich. Diese Vorstellung behagt nicht jedem potenziellen Bauherrn. „Es gibt schon Leute, die Freude daran haben, solche Häuser zu sanieren“, sagt Ortsvorsteher Ronny Merkert. „Aber wenn sie Denkmalschutz hören, lassen viele doch lieber die Finger davon“ – zumal unklar sei, wie nah am Original ein saniertes Forsthaus unter Denkmalschutz-Aspekten sein müsste.

Für Irritation im Ort sorgt die Tatsache, dass bei einem anderen Haus ging, was beim Forsthaus nicht möglich sein soll. Das Wulkower Gutshaus, zu dem die Försterei einst gehörte, ist vor vier Jahren abgerissen worden. Der Denkmalschutz hatte diesem Schritt nach vergeblichen Bemühungen einer Vermarktung von Haus und Gelände schließlich zugestimmt. (Von Juliane Becker)

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