Redebeitrag Frau Luther zur Versammlung in Dretzen

 Bürgerinitiative denk mal! Potsdam-Mittelmark
1. öffentliche Veranstaltung 17.04.2013

Werte Gäste!
Liebe Mitstreiter der Bürgerinitiative denk mal!

Ich bin Mitglied der Bürgerinitiative und möchte hier die Anliegen und Beschwerden der Bürgerinitiative vorstellen. Mein Name ist Christel Luther.

Unter dem Aspekt der Denkmalerhaltung als Privateigentümer sehen wir uns den unangemessenen Auflagen und Zwängen der Denkmalbehörde fortwährend ausgesetzt. Diese Grundstücke sind z. T. als Familienerbe übernommen, z. T. aber auch käuflich erworben. Sie befinden sich größtenteils in schlechtem baulichem Zustand, der unglaublich viel Energie und finanzielle Mittel erfordert, um sie zu erhalten bzw. einer sinnvollen Nutzung zuzuführen.

Der staatlicherseits propagierte Abbau der Bürokratie treibt in der Denkmalbehörde Teltow / Belzig sonderbare Auswüchse. Die Antragstellung zur Genehmigung von Ausbesserungsarbeiten an der Fassade kommt einem Ritt nach Canossa gleich.

Mit jedem Schreiben folgen neue Auflagen:

  • Gutachten für jede nur denkbare Art von Gebäudeteilen, d. h. es erfolgt keine stimmige Abfolge.
  • Plötzlich die Forderung nach einem neuen Planungsbüro,
  • plötzlich die Forderung nach einer Schürfe,
  • plötzlich die Anforderung eines Statikers, trotz eines völlig intakten Daches.

Es gibt Auflagen, die unstimmig sind, dem Eigentümer als Antragsteller jegliche Initiative nehmen, die zeitraubend sind, Nerven kosten – aber der Sache nicht dienlich sind.

Nach einer Teilgenehmigung für die Fassade unseres Hauses am Breiten Weg in Ziesar beauftragten wir erneut eine Baufirma – nachdem einige andere wegen fachlicher Unfähigkeit – lt. Denkmalbehörde – abgewiesen wurden. Folge, der Bauherr verliert an Glaubwürdigkeit und Kompetenz. Außerdem entstehen für ihn Mehrkosten durch mehrmaliges Einrüsten.

Teilgenehmigungen sind zeitraubend, kostenaufwendig und damit unsinnig.

Langfristige Genehmigungsverfahren dienen nicht der Erhaltung, sondern fördern die Zerstörung von Bausubstanz, wie bei unserem derzeitigen Vorhaben.

Trotz der Dokumentation durch Fotos und Besichtigung durch die Denkmalbehörde wird ein schriftlicher Antrag gefordert, allein für die Wiederherstellung eines Pfeilers an der Toreinfahrt. Es erfolgt keine individuelle praktikable Sofortentscheidung bei dringlichem Bedarf!

Allein in einem einzigen Schreiben wurden zehnmal Gesetze und Paragraphen genannt, deren Inhalt sich dem Betrachter, sprich Empfänger, verschließt. Es erfolgt keine zeitgemäße Auslegung von Gesetzen, keine Berücksichtigung der wirtschaft-lichen Gesamtlage oder des instabilen Arbeitsmarktes. Hingegen erfolgt die Androhung von Maßnahmen, die unnötig sind, weil die Bauabsicht besteht, aber von der Denkmalbehörde blockiert wird.

Man könnte von Muskelspielen sprechen, wenn man sich im sportlichen Bereich befände!

Ich beleuchte jetzt die andere Seite unseres Anliegens.

Die bürokratischen Hürden erfordern einen erhöhten finanziellen Aufwand. Dabei stehen der Denkmalbehörde nicht gleichzeitig – neben ihren Forderungen – auch die Fördermittel zur Verfügung.

Hier liegt der unglaubliche Widerspruch!

Der Einsatz privater Mittel zur Erfüllung staatlicher Vorgaben hat seine Grenzen.

Kredite werden wegen der Wertigkeit des Objekts oder aus anderen Gründen nicht ausgereicht.

Unverständlich ist daher der Einsatz von Fördermitteln z. B. in Ziesar durch die EWS, den treuhänderischen Sanierungsträger für kleinteilige Maßnahmen, in Form der Hüllensanierung vom Schornstein bis zum Fundament einschließlich der Rückfassade.

Im aktuellen Fall ist die Förderung – nach Aussagen des Eigentümers – so hoch, dass sie den tatsächlichen Bedarf übersteigt. Dieses Haus ist kein Einzeldenkmal, wurde erst vor 3 Monaten billig ersteigert, und ohne amtliche Hürden in eine äußerst großzügige Förderung einbezogen.

Diese Sachverhalte stehen in krassem Widerspruch zur Vorgehensweise der Denkmalbehörde.

Die Bürgerinitiative betrachtet das Vorgehen der Denkmalbehörde als Entmündigung des Bürgers, als Eingriff in die persönliche Entscheidungsfreiheit.

Der Bürger ist Bittsteller in eigener Sache!

Ein DENKMAL zu besitzen bedeutet
BALANCE zwischen WOLLEN – KÖNNEN – und DÜRFEN.

 Wir als Initiativmitglieder betrachten die ausufernde Bürokratie seitens der Denkmalbehörde als Behördenwillkür und Amtsanmaßung.

Im Interesse unserer Grundstücke (Objekte) werden wir uns weiterhin für eine Veränderung der gegenwärtigen Situation einsetzen.

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Viele bei der Versammlung der BI in Dretzen Anwesende erklärten mit ihrer Unterschrift unter den Beitrag von Frau Luther ihre Zustimmung: Unterschriftenliste_17-04-13

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